Im Lot mit der Schwerkraft – Die Vision von Dr. Ida Rolf

Wie Faszien, Haltung und Erdung zusammenspielen – und warum Aufrichtung mehr ist als nur eine Frage der Haltung.

Dr. Ida P. Rolf (1896–1979)

(1896-1979) promovierte 1920 als erste Frau an der Columbia University (NY) in Biochemie.

Sie beschäftigte sich intensiv mit den Faszien, Yoga, Osteopathie und anderen Formen der Körperarbeit und galt zu ihrer Zeit als Pionierin, die sich durch Neugierde und Forschungsdrang auszeichnete.

Während ihrer Forschung über das Bindegewebe begegnete sie den Studien des Anatomen und Chirurgen Dudley.J. Morton, einem Pionier der Schwerkraftforschung.

Dr. Ida Rolf‘s Verdienst ist es, den Einfluss der Schwerkraft auf den Körper nicht nur theoretisch, sondern praktisch, in einer neuen Behandlungsmethode, mit einzubeziehen. Sie rückte die Schwerkraft in den Mittelpunkt der Betrachtung der Körperstruktur.

In den 1950er Jahren begann sie ihre Methode der Strukturellen Integration zu unterrichten. die später als Rolfing® bekannt wurde.

Struktur: Bewegungsappart, Körper, Körperbau, Gewebe, Muskeln
Integration: Neu- Ordnung

Dr. Ida Rolf war eine Wegbereiterin der modernen Faszienforschung und -therapie. Diese wurde später, Dr. Ida Rolf zu Ehren, Rolfing® genannt.

Die Muskulatur und das Bindegewebe bilden eine Einheit – die „formende“ Behandlung des Bindegewebes nimmt Einfluss auf die Spannung der Muskulatur.

Eine klassische Rolfing®-Serie besteht aus 10 aufeinander aufbauenden Sitzungen, mit verschiedenen Schwerpunkten, die den Körper Schritt für Schritt wieder ins Lot bringen und die Grundlage für die Rolfing®-Behandlung bilden.

Beginn jeder Sitzung ist das Bodyreading, für eine individuell abgestimmte Sitzung.

dr ida rolf copyright photo courtesy of certified advanced rolfer® david kirk campbell 2
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Dr. Ida Rolf‘s Grundidee

„Der aufrechte Mensch, anmutig in Haltung und Bewegung.“

Die Aufrichtung der Körperabschnitte entlang einer senkrechten Lotlinie mit individuellem Ansatz. Es gibt unterschiedliche Typen des Körperbaus, die alle eine eigene Lösung finden, um mit der Schwerkraft umzugehen.

Dr. Ida Rolf stellte die fundamentale Frage: „Welche Voraussetzungen müssen für die menschliche Körperstruktur erfüllt sein, um so in Einklang mit der Schwerkraft zu sein, dass der gesamte Mensch möglichst optimal und ergonomisch funktionieren kann?“

Die Naturwissenschaftlerin beschrieb in ihrem Artikel „Schwerkraft – der unerforschte Faktor“ den Einfluss der Schwerkraft auf den menschlichen Körper. Sie vergleicht die Statik des Körpers mit der eines Gebäudes. Um unseren Körper in ein optimales Verhältnis zur Wirkung der Schwerkraft zu bringen, müssen die großen Segmente des Körpers wie Kopf, Rumpf, Becken, Ober- und Unterschenkel sowie Füße möglichst genau im Lot ausgerichtet sein. Dadurch wird der Körper optimal vom Boden her gestützt. Wir benötigen weniger Kraft und Energie für alltägliche Bewegungen und aufrechte Haltung. Diese Erkenntnis war völlig neu und stellte einen Durchbruch für Ida Rolf dar. Das Feld der strukturellen Integration war damit begründet.

Die Schwerkraft

Die Schwerkraft ist eine konstante Kraft, die jeden Aspekt unseres Körpers beeinflusst – von der Art, wie wir stehen, bis hin zu unserer Bewegung. Diese Kraft wirkt ständig auf uns ein, von der Geburt bis zum Tod.

Während es für Architekten und Ingenieure selbstverständlich ist, beim Bau z. B. von Gebäuden und Brücken die Schwerkraft zu berücksichtigen, wurde ihre Bedeutung in Bezug auf den Menschen und sein Wohlbefinden größtenteils vernachlässigt.

Das Gewicht eines Körpers, der aus der Balance geraten ist, zieht diesen immer mehr nach unten. Nur ein ausbalancierter Körper kann durch die Schwerkraft unterstützt werden und so „Auftrieb“ erhalten.

Eine falsche Ausrichtung auf die Schwerkraft kann zu chronischen Verspannungen, ineffizienten Bewegungsmustern und körperlichem Unbehagen führen.

„Wenn der Körper richtig funktioniert, kann die Schwerkraft durch ihn fließen. Dann heilt der Körper von selbst.“
— Dr. Ida Rolf

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Shiatsu / Rolfing®

Die moderne Wissenschaft konnte in den letzten Jahren zeigen, dass es zwischen dem energetischen Ansatz des Ostens (Meridianlehre) und der anatomischen Analyse des Westens Berührungspunkte gibt. Das ganzheitlich energetische Denken des Ostens lässt sich analytisch-anatomisch einordnen.

Beides zielt darauf ab, dem Organismus eine ausgewogene Grundspannung zurückzugeben. Ob dies dann so bleibt, liegt an jedem Einzelnen und daran, wie er mit der Veränderung umgeht.

„Wenn du nicht laufen gehen willst, denk an die Tage, an denen du es nicht mehr kannst.“

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„Der eine mag seinen verlorenen Kampf mit der Schwerkraft als scharfen Schmerz im Rücken empfinden, ein anderer als ein wenig schmeichelhaftes Aussehen seines Körpers, wieder ein anderer als ständige Müdigkeit und Stress und noch jemand als ständige bedrohliche Umwelt. Diejenigen, die über vierzig sind, mögen es Alter nennen – all diese Signale können aber auch bedeuten: Der Körper ist außer Balance geraten. Er ist in Konflikt mit der Schwerkraft.“
— Dr. Ida Rolf

Faszien

Faszien bilden ein Netzwerk aus Bindegewebe, das unseren Körper tief und weitreichend durchdringt. Es hat weder einen Anfang noch ein Ende.
Dieses Netzwerk verwebt und organisiert den Körper dreidimensional. Es bildet Hüllschichten um Muskeln, Nerven und Organe. Es ist wandlungs- und sehr anpassungsfähig.

Die Faszien sind eine dynamische Stütze. Sie geben dem Organismus Halt, Orientierung, innere Unterteilungen und Schutz – schaffen aber auch Verbindungen.

Dr. Ida Rolf bezeichnete Faszien als „Organ der Form“ und erkannte damit die wichtige Bedeutung, die diese bis dahin vernachlässigte bindegewebige Struktur für den menschlichen Organismus hat.

Das Bindegewebe hat die Eigenschaft, sich ständig zu erneuern. Es ist verantwortlich für unsere Fortbewegung und die Positionierung unserer Strukturen (z. B. Organe und Muskeln).

Die zwischen den Faszien vorhandene Körperflüssigkeit bildet einen Gleitfilm und gewährleistet eine Verschiebung unterschiedlicher „Bauelemente“ aufeinander. Beispielsweise wäre unser Atmen ohne dieses Gleiten nicht möglich.

Bei starker einseitiger Belastung beginnt das umhüllende Bindegewebe sich zu verstärken. Dies bedeutet oft ein Zurückdrängen der Gleitbewegung. Das zwingt den Muskel in ein starres Korsett. Dies hat auch Auswirkungen auf die umgebenden Muskeln und das ganze System und wird von uns als Verspannung, Unwohlsein oder Enge wahrgenommen.

Durch unsere oft einseitige Gewohnheitshaltung bringen wir den Körper in ein einseitiges mechanisches Spannungsmuster und verlieren die Wahrnehmung für unsere Haltung.
Andauernde Nichtbeanspruchung des Körpers ist genauso schädlich für den Organismus wie ständige Überbeanspruchung.

Unsere Lebensweise beeinflusst die Faszien – z. B. durch die Art und Weise, wie wir uns bewegen, ernähren, atmen. Aber auch Stress, Unfälle, Krankheiten, Operationen und Narben formen die Faszien.

Ist Rolfing® das Richtige für mich?

Sie sind neugierig, ob Rolfing® Ihnen helfen kann, Verspannungen zu lösen oder Ihre Haltung zu verbessern? Schreiben oder sprechen Sie mich an – ich begleite Sie gern ein Stück auf Ihrem Weg.

„Die wirksamste Medizin ist die natürliche Heilkraft, die im Inneren eines jeden von uns liegt.“
— Hippokrates